Ich bin Christiane Finnan und ich bin schon mein Leben lang sehr feinfühlig und hellsichtig.
Ganz lange habe ich gar nicht gewusst, dass nicht alle Menschen so fühlen und sehen können, wie ich. Eines Tages habe ich in meiner Praxisarbeit eine Klientin gebeten, sich doch einfach mal in ihren kleinen Sohn hineinzufühlen, einfach mal in ihn einzusteigen, um wahrzunehmen, wie es ihm geht. Ich war sehr erstaunt, als mir bewusst wurde, dass die Frau nicht dazu in der Lage war. Sie wusste gar nicht, wie sie das angehen sollte. Ich habe immer geglaubt, es sei ganz normal mit dem eigenen Gewahrsein aus dem Körper zu gehen und in einen anderen hinein zu gehen.
Mit der Erkenntnis, dass das nicht alle Menschen beherrschen, war ich erst Mal vollkommen überrascht. Ich habe mich Aufgrund dessen, vorsichtig ein bisschen im Bekanntenkreis umgehört und festgestellt, dass auch viele Bekannte und Freunde so etwas nicht können.
Ich habe meine Wahrnehmung schon immer genutzt, früher auch oft unbewusst, aber mittlerweile sehr bewusst und setze sie zum Wohle meines Selbst und des Großen Ganzen ein, so gut ich kann.
Ich möchte dir von einigen Ereignissen berichten, die mich sehr beschäftigt haben. Vor einigen Monaten habe ich bei meiner alten Nachbarin gesehen, dass sie sich von dieser Welt verabschieden wird. Jedem, dem ich das erzählt habe, hat mich für verrückt erklärt und gesagt, sie sehe aus wie das blühende Leben. Aber jedes Mal, wenn ich sie gesehen habe, habe ich gefühlt, dass die andere Welt, viele nennen sie die Geistige Welt, ihre Tore geöffnet hatte, um sie nach Hause zu holen. Wenn Menschen in den Sterbeprozess gehen, kann ich sehen, wie sich große Tore in die Geistige Welt öffnen und wie sich hinter den Toren schon die Schwellenhelfer und verstorbene Verwandte und bekannte Seelen postieren. Ich wollte im Falle unserer Nachbarin gar nicht so weit schauen, aber es passiert dann doch oft, ohne dass ich es bewusst will. Ich nehme so etwas einfach so nebenbei wahr, genauso wie ich einen Vogel fliegen sehe oder den Wind in den Bäumen sehen und hören kann.
Ich habe bei unserer Nachbarin gesehen, wie sich ihr Ego höchst wahrscheinlich unbewusst von diesem Fleckchen Erde verabschiedet hat. Ihre Seelenessenz war oft deutlich sichtbar und begann schon die Führung zu übernehmen. So überrascht es mich nicht besonders, dass eines Morgens ein Notruf bei mir einging. Wir waren verbunden mit ihrem Notfallknopf und sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Lungenentzündung war die Diagnose.
Nach einem dreiwöchigen Leidensweg mit künstlichem Koma, Intubation, Magensonde und immer wieder Re-Intubation, war dann schließlich klar, dass sie nicht die Kraft haben würde, ihre Lungenentzündung auszukurieren.
Die Ärzteschaft, sie selber und ich, als Halter der Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht trafen die Entscheidung alle künstlich lebensverlängernden Maßnahmen einzustellen.
Drei Tage hat sie gebraucht für ihren Sterbeprozess.
Die letzten Stunden habe ich sie begleitet mit meiner jüngeren Schwester, keiner aus ihrer Familie hatte Interesse gezeigt, sie einfach durch Präsenz unterstützen zu wollen.
Der Raum in der Intensivstation war bis auf unsere Nachbarin leer gemacht worden. Die anderen Patienten in diesem 3-Bett Zimmer waren verlegt worden. Wir setzten uns an ihr Bett und ich für meinen Teil war ein wenig erschlagen, wegen all der Geräte, die da ständig die Lebensfunktionen anzeigten.
Ihr müsst noch verstehen, dass für mich geboren werden und sterben, zwei sehr intime und heilige Prozesse sind. Ich durfte schon bei einigen Geburten dabei sein und Mutter und Kind begleiten. Jedes Mal bin ich danach euphorisch und glücklich nach Hause gefahren.
Ich war noch nie bei einem Sterbenden anwesend. Hier war traurig und wusste nicht wirklich, was auf mich zukommt.
Hinterher jedoch, nach dem unsere Nachbarin verstorben war, ich genauso euphorisch und glücklich, wie nach den Geburten, bei denen ich helfen durfte.
Ich saß am Bett der Sterbenden und bin aus mir herausgeschlüpft und habe durch ihre Augen geschaut, um zu sehen, was sie sieht. Und ich sah, wie sie in die Geistige Welt schaute und sie sah ihre Mutter, ihren Ehemann und ihren Sohn. Ganz hinten im Bild sah ich ihre Seelenfamilie und mir liefen Tränen die Wange hinunter. Ich habe ein solches Wohlgefühl empfunden beim Anblick der Seelenfamilie, wie ich es noch nie im Leben gefühlt habe. Es war wundervoll.
Ihre gesamte Seelenfamilie, die in den seltensten Fällen Mitglieder aus der weltlichen Familie beherbergt, war gekommen, ihr Nachhausekommen zu feiern. Ich hatte darüber hinaus auch vollkommen klar, dass ich Zeuge werden würde, wie das letzte entsandte Seelenmitglied einer Seelenfamilie nach Hause kommen würde. Ich hatte noch nie ein so tiefes Gefühl von Einheit und Wohl gefühlt. Es war berauschend, jedoch habe ich auch wahrgenommen, dass unsere Nachbarin in Sehnsucht auf ihre Mutter, ihren Mann und ihren Sohn schaute und nicht wusste, wie sie da hinkommen sollte. Irgendwie konnte sie sich nicht von ihrem jetzigen Leben trennen.
Ich habe bei meiner Arbeit mit Menschen gelernt, dass es heilend und entwicklungsfördernd wirkt, wenn die Arbeit von Engeln bezeugt wird mit den inneren Augen. Also habe ich zugeschaut, wie die Engel ihr ein großes energetisches Tor öffneten, durch dass sie würde hindurch gehen können. Sie nahm dieses Tor auch wahr. Ich schaute noch immer durch ihre Augen. Fast gleichzeitig nahmen meine Schwester und ich mit einem Mal ihre Seele im Raum losgelöst vom Körper wahr. Sie schwebte durch den Raum und bewegte sich mit großer Geschwindigkeit. Ihre Seele sah rot aus und war kein bisschen ängstlich. Nach einigen Minuten war sie plötzlich weg. Kurz danach gab es ein Alarmsignal von den Maschinen, die die Lebensfunktionen aufzeichneten. Es war zu sehen, dass der Herzschlag ausgesetzt hatte und der Blutdruck plötzlich abgefallen war. Die Intensivschwester kam herein um das Alarmsignal auszuschalten. Uns war klar, es würde nicht mehr lange dauern, bis unsere Nachbarin vollständig in die andere Welt übergegangen wäre.
Ich fokussierte mich wieder darauf durch die Augen der sterbenden zu schauen und nahm wahr, dass sie immer wieder zurückschaute in ihr Leben, es war ihr unmöglich vollständig das Leben loszulassen. Ich habe dann verstanden, dass es unabdingbar, nicht mehr nach hinten in das Leben zu schauen, sondern sich ganz auf die Geistige Welt zu fokussieren. Ich bat die Engel um Hilfe und bezeugte wieder mit meinen inneren Augen, wie sie halfen und schließlich konnte die unsere Nachbarin, sich vollkommen auf die Geistige Welt fokussieren. In dem Moment verließ sie ihren Körper, wurde zu reiner Energie und war glücklich angekommen bei ihrer Mutter, ihrem Mann und ihrem Sohn. Gleichzeitig beobachteten meine Schwester und ich, wie ihr Körper seine letzten Atemzüge machte. Die Schwester kam ins Zimmer und hielt ihren Kopf fest, als ihr Körper noch drei Mal versuchte den Atemreflex auszulösen. Sie sagte zu uns, wir bräuchten keine Angst zu haben, dass sei alles ganz normal.
Aber wir hatten keine Angst. Ich für meinen Teil war noch so berührt darüber, dass sie wirklich gut in der Geistigen Welt angekommen war, dass für mich klar war, dass sie nicht mehr in ihrem Körper war. Alles körperliche Leiden war zu Ende gewesen, als die Seele den Körper verlassen hatte und im Raum schwebte.
Wir blieben noch eine viertel Stunde bei unserer verstorbenen Nachbarin sitzen und konnten beobachten, wie immer mehr das, was sie einmal ausgemacht hat, ihren Körper vollständig verlassen hat.
Ich war glücklich und euphorisch, als wir nach Hause fuhren. Meine Gefühle von Angst vor dem Sterben sind seitdem weg. Ich konnte Zeuge eines sehr intimen und für mich heiligen Prozesses sein und bin froh, dass ich dabei sein durfte und alles auf einer anderen Ebene wahrnehmen durfte.